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Der Schicksalsschlag der Amalia Sedlmayr

In diesem Artikel geht es um Amalia Sedlmayr die eine Triathletin war und durch ein Missgeschick jahrelang mit Blei vergiftetes Wasser getrunken hat. Sie hatte daraufhin schwere Folgen zu erleiden und hat sich deshalb eine andere Sportart suchen müssen.

Erste Symptome im Dezember 2013

Amalia Sedlmayrs Leidenszeit begann im Dezember 2013. Da fühlte sie sich plötzlich häufig schlapp. Sie war 21 Jahre alt, studierte damals in Heidelberg Übersetzungswissenschaften, war aktive Triathletin und im Studium sehr gut. Die schlimmer werdenden Symptome gaben den Ärzten keine Anhaltspunkte, was der Auslöser war.

Zweieinhalb Jahre später hatte sie eine Leberfunktionsstörung, ein geschädigtes Rückenmark und neurologische Ausfälle in den Beinen, so dass sie auf den Rollstuhl angewiesen war. Außerdem hatte sie Konzentrations- und Wortfindungsstörungen, doch weiterhin wussten die Ärzte nicht, woran es lag.

Im Frühjahr 2016 ging es Amalia so schlecht, dass sie wieder ins Krankenhaus gehen musste. "Ich rief meine Mutter an und bat sie zu kommen. Ich hatte Angst, dass ich sterbe", erinnert sich Sedlmayr. Ein Arzt in Heidelberg, der zum ersten Mal von ihrer Krankengeschichte hörte, veranlasste einen Bluttest auf Schwermetalle. Der brachte auch Klarheit: Sedlmayr litt an einer Bleivergiftung.

Der Grund: Amalia Sedlmayr hatte auf einem Flohmarkt einen kleinen silbernen Fisch gekauft, welchen sie zur Dekoration in eine Glaskaraffe legte, aus der sie ihr Wasser trank. Sie wusste jedoch nicht, dass er Blei ins Wasser abgab. Und so trank sie tagtäglich unbemerkt vergiftetes Wasser.

Was ist eine Bleivergiftung?

Bei einer Bleivergiftung wird zwischen einer akuten und einer chronischen Vergiftung unterschieden. Bei sehr großen, einmalig aufgenommenen Mengen an Blei tritt eine akute Bleivergiftung auf. Hingegen führt die tägliche Aufnahme von 1 Mikrogramm z. B. über die Nahrung erst nach längerer Zeit zu einer chronischen Bleivergiftung. In Sedlmayrs Fall bestand also eine chronische Bleivergiftung, da sie Jahrelang aus der Karaffe mit dem Fisch trank.

Durch eine Bleivergiftung werden unterschiedliche Organe des menschlichen Körpers betroffen denn über Blutbahnen gelangt das Blei in Organe wie Gehirn, Leber und Lunge, wo es tagelang verweilen kann. Dazu gehören sowohl das periphere, als auch das zentrale Nervensystem, das Knochenmark, das auch für die Blutbildung verantwortlich ist, der Magen-Darm-Bereich, die Keimdrüsen, die Haut und die Nieren.

Während ein Teil des Bleis ausgeschieden wird, lagert es sich teilweise auch in Zähnen und Knochen ab, da das Calcium der Knochen durch Blei ersetzt wird. Dort kann das Blei mehrere Jahre bleiben. Da das Schwermetall hemmend in die Blutbildung eingreift, entwickelt sich bei einer chronischen Bleivergiftung eine Bleiarmut, also eine sogenannte Bleianämie. Diese führt zu Müdigkeit sowie zu geistiger und körperlicher Schwäche, wie es bei Sedlmayr der Fall war. Das Herzkreislaufsystem wird ebenfalls beeinträchtigt. Dadurch kann es zu Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche und Herzinfarkt kommen. Ferner kann es zu Lungenerkrankungen oder wie bei Amalia zu Nierenschädigungen kommen.

Schwere Fälle von Nervenschädigungen können zu Koma oder Krämpfen führen die bis zum Tod durch Kreislaufversagen führen können, doch da hatte Sedlmayr etwas Glück, Des Weiteren sind Taubheitsgefühle und Sensibilitätsstörungen in den Extremitäten sowie motorische Ausfälle möglich.

Folgen ihrer Vergiftung

Nachdem die chronische Bleivergiftung erkannt wurde begann Sedlmayr eine Entgiftungskur, die bis heute andauert. Dabei wird mit Tabletten das Blei langsam aus den Zellen isoliert. Während sie zuvor aufgrund der Schädigungen nur zehn Meter mit einem Rollator laufen konnte, schaffte sie es nach fast einem Jahr Reha mit dem Rollator ohne Pausen bis zu 300 Meter zu gehen. Für eine Triathletin ist dies jedoch viel zu wenig. Des Weiteren musste sie aufgrund der Wortfindungsstörungen Sprachstunden nehmen, um wieder richtig sprechen zu können.

Das Problem einer Bleivergiftung ist jedoch, dass bereits eingetroffene Schädigungen der Organe auf einer strukturellen Ebene sich nicht rückgängig machen lassen, weshalb Amalia ihre beiden Füße amputieren lassen musste. Dort waren die Schädigungen zu weit fortgeschritten, als dass man sie behandeln könnte.

Gute Aussichten für die Zukunft…

Durch die Amputation konnte Amalia Sedlmayr nicht wieder als Triathletin einsteigen, weshalb sie sich eine neue Sportart suchen musste - das Rudern. Dort ist sie in Topform, weshalb sie in der paralympischen Bootsklasse Mixed-Doppel-Zweier im Sommer 2020 zur WM gelangte. Mit Marcus Klemp erreichte sie dort den dritten Platz im B-Finale. Damit konnte sie sich zwar nicht direkt für die Paralympics qualifizieren, doch es bestand noch die Chance auf eine Qualifikation. Durch das Coronavirus wurden jedoch alle Pläne durcheinander geworfen. „Die Chancen zur Qualifikation standen gut. Wir gehörten zu den Top Drei“, sagt Sedlmayr. „Jetzt kann ich mich bis 2021 stärker verbessern. Bei mir ist noch viel Luft nach oben.“ Amalia Sedlmayr macht somit das beste aus ihrer Situation ohne aufzugeben.