Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar läuft, doch die Stimmung ist nicht so gut wie sonst. Durch den Hashtag #BoycottQatar2022, Banner in Stadien verschiedenster Fußballvereine und weitere Aktionen, rufen immer mehr Leute zum Boykott der WM auf.
Aber warum?
Katar ist ein relativ kleines Land, ungefähr ein Drittel so groß wie NRW, an den Grenzen zu Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Landschaft besteht hauptsächlich aus Wüste und langen Küstenabschnitten, was zu einem sehr heißen Klima
führt. Ungefähr 90 % der Einwohner sind ausländischer Herkunft, Arbeitsmigranten und
deren Angehörige.
2010 wurde verkündigt, dass die WM 2022 in Katar stattfinden wird, obwohl klar war, dass einige Dinge dagegen sprechen: Katar hatte nicht nur nicht genug Stadien, sondern auch generell nicht genug Infrastruktur, außerdem ist es eigentlich viel zu heiß. So sind nur bei der Erbauung der 6 Stadien und der Renovierung 2 Stadien zahlreiche der Gastarbeiter*innen gestorben, genau Zahlen sind nicht bekannt. Die Regierung in Qatar spricht von 3 Todesfällen bei der Arbeit, aber Amnesty-International geht von weit mehr aus. Die Gründe sind zahlreich. Extrem lange Schichten bei extreme Hitze, bei denen der Schutz vernachlässigt wurde, schwere Arbeitsunfälle, unbehandelte Verletzungen, Misshandlungen durch den Arbeitgeber und mehr. Selbst wenn die Arbeiter*innen hätten gehen wollen, wird dies in den meisten Fällen dadurch verhindert, dass sie kein Geld haben, weil ihnen der
Lohn nicht ausgezahlt wird oder weil ihnen ihr Reisepass weggenommen wurde.
Obwohl Katar sich als ein fortschrittliches Land darstellen will, gibt es Auspeitschungen immer noch als Strafe für „Verbrechen“ wie Alkohol trinken oder Sex außerhalb der Ehe.
Allerdings trifft der Punkt Sex außerhalb der Ehe auch auf Vergewaltigungen zu. So zeigte die Mexikanerin Paola S. (damals 27 und arbeitend für eine FIFA-Organisation) im Sommer 2021 eine Vergewaltigung an. Hingegen ihrer Erwartungen wurde ihr nicht etwa geholfen, sondern eine Strafe von sieben Jahren Haft und 100 Peitschenhieben diskutiert. Denn sie habe ja Sex außerhalb der Ehe gehabt. Ein weiteres solches Erlebnis musste eine
22-jährige Touristin aus Doha machen, die ebenfalls eine Vergewaltigung anzeigte und daraufhin drei Monate in Haft kam. Ebenfalls wegen „außerehelichen Geschlechtsverkehrs“, sie kam zwar nach den drei Monaten frei, musste jedoch eine Geldstrafe von 750 Euro bezahlen.
Generell scheint Katar Frauenrechte nicht allzu streng zu sehen. Frauen in Katar können so gut wie nichts ohne Zustimmung ihres männlichen Vormundes machen. Sie brauchen Erlaubnis, um zu heiraten, zu reisen, im Ausland studieren zu dürfen und um in vielen
Regierungsstellen zu arbeiten. Sie können nicht die Erziehungsberechtigten für ihre eigenen Kinder sein. Dabei sind viele der Frauen in Qatar hochgebildet. An Universitäten in Qatar sind sie schon seit Jahren in der Mehrzahl. Aber das Recht des Mannes, über die Frau
herrschen zu dürfen, sei „gottgegebene“.
Auch Homosexualität ist in Katar nicht gern gesehen. Es sei ein „geistiger Schaden“, soeiner der WM-Botschafter Katars in einem Interview.
Des Weiteren gibt es mehrere Fälle, wo freie Meinungsäußerung gezielt unterdrückt wird. So wurde ein Mann für drei Jahre ins Gefängnis gesteckt, dafür, dass er auf YouTube ein Gedicht vorgelesen haben soll, was Emir, den König von Katar, beleidigt. Eine weitere Person, die sich kritisch geäußert hatte, wurde zu sieben Jahren Haft und 600 Peitschenhieben verurteilt.