Script support IE Browser

HBG Live

Was bei uns so abgeht

Bundeswehr, Buchhändler, Lehrer – ein Interview mit Herrn Beckedorff

Herr Beckedorff hat nun sein letztes Schuljahr am HBG begonnen. Zu diesem Anlass habe ich ihn getroffen und ein Interview mit ihm geführt:

SMS: Guten Tag Herr Beckedorff, wir fangen erst einmal ganz allgemein an: Wie sind Sie überhaupt Lehrer am HBG geworden, wie verlief ihr Weg bis hierher, und wie sind Sie auf den Beruf Lehrer und Ihre Fächer letztendlich gekommen?

Herr Beckedorff: Also auf den Beruf ist mein ehemaliger Klassenlehrer gekommen, der mit 1974 bei der Abiturfeier gesagt hat: „Früher oder später kriegen wir dich“. Der Weg dahin war ein bisschen anders, kurvenreich, mit Höhen und Tiefen. Ich bin erst zur Bundeswehr gegangen, hab dann in Hamburg studiert, war dann zum Schluss im Verteidigungsministerium Referatsleiter für eine Nachwuchswerbung, bin dann ausgeschieden, hab mit meiner Frau zusammen eine Buchhandlung gehabt und anschließend waren wir dann leider in einer wirtschaftlich schwierigen Situation, sodass wir das aufgeben mussten. Irgendwann habe ich morgens einen Anruf von meiner Frau gekriegt, dass in NRW Vertretungslehrer gesucht werden. Da habe ich hier angerufen und habe eine halbe Stunde lang ständig auf die Wahlwiederholung getippt und nichts passierte. Und dann ging Frau S. Im Sekretariat ans Telefon und ich sagte, „Ich bin bestimmt der 100., der hier anruft“, aber sie meinte, ich sei der erste, die Leitung sei nur kaputt gewesen. Und so bin ich hierher gekommen.

SMS: Sie gelten durchaus als einer der Lieblingslehrer vieler Jahrgänge. Sowohl Ihr Unterricht, als auch Sie als Person sind sehr beliebt und geschätzt. Was ist Ihr Geheimrezept?

Herr Beckedorff: Nein, das muss man natürlich immer relativieren. Aber vielen Dank! Das Geheimrezept ist tatsächlich etwas, was ich während eines Praktikums in meinem Studium in einem Kloster der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern erfahren habe. Dort habe ich die Pädagogik Don Boscos kennengelernt. Das ist die Pädagogik der Vorsorge und die besagt, dass man junge Leute begleiten soll, Regeln kommunizieren soll und Voraufbau von Verhalten ermöglichen soll und das hat mich fasziniert, weil es etwas anderes ist als hinterher zu meckern, zu bestrafen und zu sanktionieren. Dann lieber vorher in Ideen und Möglichkeiten investieren – Und das ist mein Credo.

SMS: Haben Sie denn irgendwelche Erfahrungen, die Ihnen für immer im Kopf bleiben werden?

Herr Beckedorff: Also, Fridays For Future. Diese Lösung zu finden, die nicht gegen das Schulrecht verstößt und trotzdem den Schülerinnen und Schülern ermöglicht hier in der großen Pause Flagge zu zeigen. Dann viele Aktionen im Rahmen der Elternakademie und dann eben ganz, ganz viele Gespräche und Situationen als Beratungslehrer an der Schule.

SMS: Gingen die Ihnen nah?

Herr Beckedorff: Ja, teilweise schon. Man muss natürlich aufpassen, dass man die professionelle Distanz bewahrt, aber trotzdem sind es schon teilweise sehr ergreifende Schicksale gewesen, die da eine Rolle gespielt haben.

SMS: Dann jetzt zu etwas lustigem. Welche Superkraft hätte Ihnen als Lehrer am meisten genützt oder Freude bereitet und warum?

Herr Beckedorff: Mathematisches Verständnis, weil ich das immer als großes Geheimnis verstanden habe. Vielleicht hätte mir das richtig was genutzt.

SMS: Dann wäre es vielleicht noch das Fach Mathe geworden?

Herr Beckedorff: Das wäre es bestimmt nicht geworden, denn das habe ich damals mit Ach und Krach im Abitur bestanden.

SMS: Welchen Kollegen würden Sie denn am liebsten mit auf eine einsame Insel nehmen und warum?

Herr Beckedorff: Ich glaube den Kollegen Patzelt, weil wir vom Naturell her doch so unterschiedlich sind, dass wir uns auf der einsamen Insel mit Sicherheit nicht auf den Keks gehen dürften.

SMS: Und auf wen könnten Sie verzichten?

Herr Beckedorff: Tja, nein eigentlich nicht. Eigentlich habe ich niemanden bei dem ich sagen würde „Brauche ich nicht“.

SMS: Es ist vielleicht noch zu früh, das zu fragen, oder darauf zu antworten, aber was an Ihrem Beruf glauben Sie, werden Sie nach Ihrem letzten Schuljahr vermissen bzw. was nicht?

Herr Beckedorff: Also vermissen werde ich mit Sicherheit den regelmäßigen Kontakt zu Schülerinnen und Schülern, weil das an jedem Tag immer eine neue Überraschung ist. Das ist immer Abwechslung, da gibt es keine Routinen, nichts Langweiliges – das wird mir sicherlich fehlen. Die Staus auf der Nordbrücke vermisst man nach einer gewissen Zeit allerdings nicht.

SMS: Welche Hobbys oder Tätigkeiten werden die Schule in Ihrem Alltag ablösen?

Herr Beckedorff: Also mit Sicherheit das Engagement für die Elternakademie. Ich habe mir vorgenommen das noch sehr intensiv weiter auszuführen, da soll nochmal was ganz besonderes draus werden. Ansonsten bin ich auch ein bisschen in Deutschland unterwegs und mache für junge Leute, die sich sozial engagieren, Trainingseinheiten. Das werde ich auch noch weiterhin machen.

SMS: Behalten Sie denn über das Schuljahr hinaus bestimmte Aufgaben?

 Herr Beckedorff: Nach derzeitigem Stand: Nein. Aber die Wege des Herrn sind unergründlich.

SMS: Herr Beckedorff, ich bin mir sicher, Sie werden vielen Schülern und Kollegen lange in Erinnerung bleiben. Viele werden Sie als Lehrer und vielleicht auch als Bezugsperson vermissen, aber wir freuen uns selbstverständlich auch für Sie und Ihre Familie wegen Ihres wohlverdienten Ruhestandes am Ende dieses Schuljahres. Das ist zwar im Moment auch noch ein Weilchen hin ist, aber wird bestimmt schneller vorbeigehen als gedacht. Daher wollte ich Sie jetzt schon einmal zu guter Letzt fragen: Würden Sie 2023 zu unserer Abizeugnisausgabe kommen?

Herr Beckedorff: Oh ja, sehr gerne!

SMS: Jetzt würde ich gerne noch eine Art Rubrik mit Ihnen machen. Nennen wir sie mal: Wie schauen Sie, wenn…? Ich werde Ihnen jetzt also ein paar Situationen beschreiben und Sie machen dann bitte den passenden Gesichtsausdruck, den Sie in dieser machen würden:

Herr Beckedorff: Alles klar!

 

1.

Wie schauen Sie, wenn Sie zu spät kommen, weil Sie verschlafen haben?
 

 

2.

Wie schauen Sie, wenn alle Ihre Schüler super Noten schreiben?



 

3.

Wie schauen Sie, wenn all Ihre Unterlagen weg sind?
 

 

4.

Wie schauen Sie, wenn Sie bemerken, dass morgen wieder Montag ist?
 

 

5.

Und wie schauen Sie, wenn Sie bemerken, dass morgen wieder Wochenende ist?
 

 

6.

Und wie schauen Sie, wenn Sie die chaotischste Klasse abgeben dürfen, die Sie je hatten?

 

 

SMS: Vielen Dank für das Gespräch und einen schönen Tag noch!

 

Herr Beckedorff: Gerne, Ihnen auch!

Die Webseite verwendet Cookies, um Ihnen bestmögliche Funktionalität zu bieten. Durch Klicken auf Akzeptieren erklären Sie sich damit einverstanden.