Script support IE Browser

Erste Vier, raus hier?

Bild Erste Vier Raus Hier Karley

Die Tür fliegt auf. Das Plappern deiner Mitschüler*innen senkt auf ein vereinzeltes Gemurmel herab.
Setzt euch bitte alle hin, wir beginnen jetzt mit dem Unterricht!“, ertönt die Stimme Frau Lunkenbeins. Eine riesige, dunkelblaue Satteltasche wird auf den Tisch geknallt. „Psst!“, stupst Frank, dein Sitznachbar, dich an. „Das sind bestimmt die Mathe Klassenarbeiten!“ brabbelt er total aufgeregt. Auch du bist besonders aufgeregt. Du hast viel gelernt, dir sogar ein zusätzliches Arbeitsheft angeschafft, so wie Frau Lunkenbeins es der Klasse empfohlen hatte. Die Schritte deiner Lehrerin hallen im Klassenraum und verursachen eine leichte Gänsehaut bei dir. Auch wenn du es dir nicht ganz eingestehen magst, du bist nervös. Man erzählte dir von dem unmöglichen, anstrengenden Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium, und wie man sich automatisch um drei, wenn man Glück hat, zwei Noten verschlechtert. Aber du hast ja gelernt, deine Eltern versicherten dir, dass mit gutem Aufwand auch Gutes passiert. Frau Lunkenbeins nähert sich immer weiter deinem Tisch und verteilt jedem seine Klassenarbeit. Die Reaktionen sind durchmischt, ein paar wirken unverändert, ein paar recken ihre Fäuste in die Luft, andere schluchzen. „Was hast du für eine Note?“ fragt dich Frank gespannt. Auf deinem Tisch liegt schon seit mehreren Sekunden deine Klassenarbeit. Du umfasst den Bogen, blätterst um. Fett in dunkelrot markiert steht: 4-. „Und?“ drängt dich dein Sitznachbar zu einer Antwort. Du ignorierst ihn. Auf deinem Weg nach Hause trödelst du viel mehr als sonst…

Warum schreibst du jetzt schlechte Noten, wenn du vorher so gut in der Schule warst? Was werden deine Eltern denken...werden sie enttäuscht sein?“  Du hast irgendwie Angst. 

In genau dieser Situation befand ich mich, nachdem ich meine erste Mathe Klassenarbeit zurückbekommen hatte. Meine ersten Noten waren kurz und knapp gesagt: schrecklich. Vielleicht kannst du dich mit dieser Situation identifizieren.
Schlechte Noten zu schreiben ist etwas völlig Normales, vor allem zu Beginn des Schuljahres. Als Grundschüler war das Benotungssystem entspannter. Verschiedene Aspekte haben deine Note verbessert, und wir müssen ehrlich bleiben, Diktate schreiben kann jeder. Anders ist auch, dass jeder Lehrer und jede Lehrerin einen anderen Benotungsstil hat, und somit unterschiedliche Schwerpunkte setzten können. Dazu kommt noch, dass von dir die doppelte Menge an Disziplin, Motivation und Können erwartet wird, dabei hattest du gerade 6-Wochen Zeit dich von der Grundschule auf das gymnasiale System umzustellen. Aber wer lernt denn bitte schön in den Sommerferien? Tatsache ist, dass die ersten Klassenarbeiten nie dein vollständiges Können widerspiegeln, und dies wissen auch deine Lehrer*innen.
Wir sind irrationale Wesen. Du wirst natürlich wissen, dass schlechte Noten nicht der Weltuntergang sind, doch unser Gefühl sagt uns genau das Gegenteil. Wie denn auch anders? Seit Beginn wurde uns gesagt, dass Noten unseren Lebensweg bestimmen, wie bei der Aufnahme ins Gymnasium und natürlich beim Abitur.

Aber was bringt uns dieses Vorwissen, das Rationale?

Es gibt auch Leute, die einfach nur schlecht im Schreiben von Klassenarbeiten sind. Viele Aspekte führen zu unserer Note, nicht nur ausreichendes Lernen, sondern auch wie ausgeschlafen man ist, wie man drauf ist, ob man genug gegessen hat. Es spielt auch eine Rolle, dass du dich mitten in der Wachstumsphase befindest. Dein Gehirn ist gerade eine gigantische Baustelle.

Jetzt da du weißt, warum du eine schlechte Note geschrieben hast, fragst du dich bestimmt, inwiefern du sie ändern kannst.

Es ist möglich deine schriftliche Note zu verbessern, indem du mündlich mitarbeitest. Sich etwas hier und da melden, kann schon deine Zeugnisnote von 4 auf eine 3 bringen. Schau dir auch unbedingt deine Klassenarbeit an. Es klingt klischeehaft, aber man lernt am besten durch seine Fehler, d.h. eine sorgfältige Berichtigung anzufertigen, auf die Bemerkungen und Tipps der Lehrer*in zu achten und sie zu verinnerlichen. Vor allem ist es den Lehrern*innen wichtig, dass du dich schulisch weiterentwickelst. Wenn du gut mitarbeitest und mit einer Regelmäßigkeit an deinen Kompetenzen arbeitest, wirst du in kürzester Zeit gute Noten erzielen.

Dennoch ist nicht bei jedem der Stressverursacher die eigentliche Note, sondern meist die Eltern. Wegen unserer schulischen Struktur ist das Gymnasium „der einzig wahre Weg“ zum Abitur. Letztlich ist es aber nur der direkte Weg. Anderweitig kannst du dein Abitur an einer Gesamtschule machen. Man hört ab und zu von 60 Jährigen, die ihr Abitur an einer Abendschule nachholen. Doch wir brauchen uns jetzt keine Sorgen machen, dass du dein Abitur nicht schaffst. Kommunikation ist der beste Weg, wenn es um Probleme innerhalb der Familie geht. Leichter gesagt als getan: Oft verstehen unsere Eltern uns nicht und blicken aus einem anderen Winkel auf die Situation.

Letztlich sind die ersten Klassenarbeiten angsteinflößend. Aber ich versichere dir, dass du gut mit der Situation umgehen wirst. Deine ersten Noten bestimmen nicht deine Chancen auf ein glückliches erfolgreiches Leben. Wenn du bessere Noten schreiben möchtest, musst du die Energie reinstecken. Lerne aus deinen Fehlern. Gute Noten bekommt man durch harte Arbeit. Es gibt auch die Möglichkeit anders deine Note auszubessern, mache dir einfach bewusst, dass deine Note in keinster Form deine Zukunft beeinflusst. Wir haben alle mal schlechte Noten geschrieben.

Wenn du das Gefühl hast, dass du mit jemanden reden möchtest, der nicht Mama oder Papa heißt, dann kannst du dich immer an unsere Vertrauenslehrer*innen und deine Klassenpaten*innen wenden.

 

 

Die Webseite verwendet Cookies, um Ihnen bestmögliche Funktionalität zu bieten. Durch Klicken auf Akzeptieren erklären Sie sich damit einverstanden.