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Experience the real American high school life

Bestimmt habt ihr euch schon mal über Amerika und Auslandsjahre unterhalten und euch gefragt wie ein Auslandjahr in Amerika sein würde. Anderes Land, andere Kultur, andere Lebensweise. Um euch über ein Auslandsjahr während der Einführungsphase aufzuklären, habe ich mit Patrick ein Interview geführt. Er  ist ein Schüler aus der Q1 und war während der EF 2019/2020 in St. Louis.

SMS: Ich denke die erste Angst die es vor einem Auslandsjahr gibt ist die, dass man auf sich alleine in einer fremden Kultur lebt. Man hat keine Freunde, man kennt die Familie nicht. Aber muss diese Angst wirklich vorhanden sein?! Wie war es bei dir Patrick? War bei dir diese Angst auch vorhanden?

Patrick: Ja diese Angst war sehr groß, es war zwar nicht wirklich Angst, aber auf dem Hinflug war es ein Mix aus Angst aber auch Freude was Neues auszuprobieren. Natürlich war Angst, dass man überhaupt nicht klar kommt und die Leute dort unhöflich zu einem sind, vorhanden, aber das kam alles ganz anders als ich es mir gedacht haben, wie so häufig. Die Menschen waren alle sehr lieb. Ich habe was Zeit gebraucht mich in die Kultur einzufinden aber nach einem Monat ging das auch.

SMS: Wie war die Reise und wie lang war sie?

Patrick: Das war mein erstes Mal alleine fliegen. Vom Frankfurter Flughafen bin ich nach Atlanta geflogen und von dort aus, nach dem Umsteigen, nach St. Louis. Das waren dann so ungefähr 13 Stunden. Das war heftig.

SMS: Als du dich dann bisschen in den USA und in deiner Familie eingelebt hast, bist du mit Sicherheit auch in die Schule gegangen. Wie kann man sich die Schule genau vorstellen? Ist das so eine richtige Highschool, wie aus den coolen Amerikanischen Filmen?

Patrick: Also zum Teil ja. Es ist komplett anders als in Deutschland. Das einzig was ich wirklich gemerkt habe, was gleich ist, war dass es Lehrer gibt, Klassenräumen und Schüler.

Die Schulen sind wesentlich kleiner was die Schuljahre angeht. Es gibt nur vier Jahre an der Highschool; Freshman, Sophmore, Junior und Senior. Es gibt von Beginn an nur Kurse. Das Schulklima ist komplett anders, weil es nur eine Schule pro Stadt gibt, wo alle Schüler hingehen, egal ob Gymnasial- oder Hauptschulempfehlung. Der Schulstolz ist extremst hoch. Jeder trägt das „Schulmerch“ mit dem Logo oder der Nummer des Sportteams drauf. Es finden jeden Freitag die Footballspiele statt. Selbstverständlich ist es auch wie in den Filmen, dass alle zusammen zum Lunch gehen, mit seinem persönlichem Platzt. Sehr berühmt sind die Footballspieler und die Cheerleader. Es ist nicht genau so wie in den Filmen, dass die Nerds von den Footballspielern gemobbt werden. Jeder wurde von jedem respektiert und es war ein größerer Zusammenhalt als hier in Deutschland.

SMS: Hast du dort auch Football gespielt?

Patrick: JA! Mein Plan war sowieso zu fragen, ob ich mitspielen darf um das auszuprobieren. Mein Glück war deren Sportphilosophie. Jeder darf mitspielen und man muss kein Probetraining machen, bei dem ich durchgefallen wäre. Der Trainer war sehr nett und das Training cool, auch wenn ich, wie im Spiel, von den größeren Spielern weggerammt wurde. In Spielen konnte ich mit einlaufen und wurde sogar zweimal eingesetzt. Das ist verdammt cool. Jeder der Schule jubelt dir zu. Aber Football ist ein harter Sport. Man sollte auf jeden Fall bereit für das Spiel sein. Ich selber habe erlebt, dass sich zwei aus meinem Team den Arm und einer das Bein gebrochen hat. Aus diesem Grund sollte ich eigentlich beim ersten Spiel nicht aufs Feld, aber da die ganze Schule rief, Patrick solle rein, wurde ich dann eingesetzt. Ich habe zwar nichts auf die Reihe bekommen, aber es war megacool.

 

K

 

SMS: Wie war der Unterricht auf Englisch?

Patrick: Das war sogar relativ gechillt. In der Digitalisierung sind sie viel weiter als wir. Jeder hatte von der Schule ein Laptop gestellt bekommen und die Tafeln sind Flatscreens. Für uns und die Lehrer war das wesentlich angenehmer. Der Lehrer konnte auf dem Flatscreen ganz normal schreiben und die Notizen wurden automatisch auf  die Laptops übertragen. Selbst die Tests wurden auf dem Laptop geschrieben. Außerdem ist das Notensystem anders. Dort zählen keine mündlichen Noten, nur die Schriftlichen. Dadurch war der Unterricht sehr entspannt. Die Hausaufgaben mussten eigentlich auch erst am Ende des Schuljahrs abgegeben werden. Klar macht das kein Sinn, weil einem der Stoff für die Tests fehlt.

SMS: Und was hast du außerschulisch gemacht? Konntest du deine Hobbys wie in Deutschland weiterführen oder hast du was ganz anderes gemacht?

Patrick: In Amerika gibt es keine Sportclubs. Das läuft alles in der Schule ab. Es gibt drei Sportseasons, wo es unterschiedliche Sportangebote gibt. Ich persönlich habe in der ersten Season Football gespielt, in der zweiten Basketball und in der dritten Baseball. Davon abgesehen hätte man auch keine Zeit nach der Schule, nur für Hausaufgaben und Essen, nachdem man um 18:00 Uhr Schulschluss hat.

SMS: Gibt es noch einen wichtigen Aspekt aus deinem Alltag, den ich vergessen habe anzusprechen? Wenn das nicht der Fall ist, gehen wir jetzt zu einem anderen Thema.

Patrick: Zusammengefasst kann man schon sagen, dass es ungefähr wie in den Filmen ist. Nach der Schule wird man von seinen Freunden mit dem Auto mitgenommen und man macht einfach was zusammen.

SMS: Also gut bevor wir aber jetzt zu ein paar ernsteren Themen kommen, würde mich noch interessieren wie die Kultur im Vergleich zu Deutschland ist. Wie werden große Feste wie Weihnachten oder Silvester gefeiert und gibt es dort Feste die hier in Deutschland nicht so groß oder sogar gar nicht gefeiert werden?

Patrick: Es gibt natürlich Thanksgiving mit Truthahn und allem was man kennt. Truthahn ist sehr lecker. Amerikaner sind sehr familiär und feiern Thanksgiving und Weihnachten mit der ganzen Familie. Aus diesem Grund feiern sie auch manchmal zweimal Weihnachten um mit beiden Familien zu feiern.

Zur Kultur kann man sagen, dass sie sehr sportlich sind und einen hohen Wert auf harte Arbeit legen. Sie sind sehr gastfreundlich und führen mit jedem Smalltalk. Dadurch war das anfangs sowohl in Amerika aber auch jetzt wieder in Deutschland eine große Umstellung. Jetzt frage ich jeden, wie es ihm geht. Und was auffällig war ist, dass sie in einem großen Überfluss leben. Deren Supermärkte sind viel größer mit einer größeren Auswahl. Sie leben da drüber einfach anders. Und die Amerikaner sind sehr offen gegenüber deren Eltern. Sie wissen immer was und mit wem du etwas unternimmst. Als ich neue Freunde kennengelernt habe und mit ihnen ins Kino gehen wollte, musste ich erstmal sagen wer er ist, von wo man ihn kennt und was man über ihn denkt. Dort ist das völlig normal. Auch bevor man mit einem Mädchen ausgehen möchte, erzählt man darüber seinen Eltern. Das hat den Grund, dass die Eltern sich untereinander austauschen. Man kann sagen, dass sie mit dem Thema Dating sehr altmodisch umgehen. Wenn sie dann wissen, dass das Mädchen sich mit vielen Jungs trifft, hat sie eine „Bad Reputation“. So etwas wissen die Eltern dann und würden dich nicht mit dem Mädchen ausgehen lassen.

SMS: Mich interessiert noch, wie sich bestimmte amerikanische Gesetzeslagen, welche relevant für uns Jugendliche sind, von den Deutschen unterscheiden?

Patrick: Auf jeden Fall, dass sie schon mit 16 Autofahren dürfen, dafür aber erst mit 21 Alkohol trinken dürfen. Beim Alkohol sind sie sehr zurückhaltend und reden nicht offen darüber. Wenn es Alkohol auf einer Party gibt reden sie darüber nicht.

SMS: Wenn wir jetzt beim Thema Kultur fertig sind, möchte ich mit dir über das aktuelle Amerika reden. Aktuell ist Amerika offensichtlich ein sehr aufgewühlter Ort auf der Welt. Die Corona-Pandemie, die rassistischen Verhaltensweise gegen Schwarze von der Polizei und die dadurch entstandenen Black-Lives-Matter-Proteste und selbstverständlich Donald Trump. Wir fangen mit der Pandemie an.

Welche Maßnahmen wurden in Amerika getroffen, die dich eingeschränkt haben?

Patrick: Als das mit Corona angefangen hat, war erstmal nur die EU betroffen. Wir haben das nur über die Nachrichten mitbekommen. Es war ein krasses Gefühl und ich war froh in Amerika zu sein. Meine Eltern haben mir verboten zurückzukommen, weil es in Amerika einfach noch nicht so schlimm war. Die Lehrer und Freunde aus der Schule in Amerika kamen auf mich zu und haben mit mir drüber geredet und deren Beileid ausgesprochen. Dann hat Trump die Grenzen geschlossen und die „National Crises“ ausgerufen. Das war schon ein Schock! Ich bin dann mit meiner Familie in den Supermarkt gegangen und haben die Regale leer geräumt Das war richtig ernst! Am Tag davor wurde in dem Supermarkt ein Mann wegen einem Konflikt über Essen erschossen. Dann kam die Mitteilung; „Patrick du musst nach Hause dein Flug geht in drei Tagen, hier sind deine Flugdaten. Pack deinen Koffer.“ Dann hatte ich einen sehr spektakulären Flug nach Hause. Ich bin von St. Louis nach Atlanta in einem komplett leeren Flugzeug geflogen, dann von da aus nach Amsterdam. In Amsterdam war nichts los. Und danach bin ich noch von Amsterdam nach Frankfurt geflogen. Das war ein echt krasses Gefühl. Als ich dann durch die Welt geflogen bin habe ich gesehen: „Ok, Coronavirus ist doch nicht so klein, wie ich am Anfang dachte.“ Jetzt ist es gut, dass ich hier bin und nicht in Amerika!

SMS: Wie wurde deine frühere Anreise hier in Deutschland von der Schule gehandhabt?

Patrick: Ich habe die Schule aus Amerika hier zu Ende gemacht. Das wusste dann Herr Janßen und er meinte, dass ich in die Schule, wenn sie wieder offen ist, kommen kann. Vorrangig habe ich dann die amerikanische Schule gemacht und nebenbei die Deutsche. Ich wollte auf jeden Fall das Zeugnis der amerikanischen Schule haben um einen Nachweis meiner 10 Klasse zu haben. Jetzt, nach den Ferien, bin ich wieder normal dabei.

SMS: Weg von Corona, weiter zu den Black-Lives-Matter-Protesten. Hast du davon noch etwas mitbekommen? Was genau und wie war das für dich?

Patrick: Als das Alles begann, war ich schon wieder in Deutschland. Aber ich habe mit meinen Freunden in Amerika geschrieben und gucke jeden Tag amerikanische Nachrichten. In der Stadt, wo ich war, gab es auch heftige Proteste. Die Proteste waren sogar vor der Haustür meiner Gastfamilie. Ich war zwar geschockt, aber da es hier nicht so schlimm ist, kann ich mir keine Meinung bilden.

SMS: Und wie ist deine Meinung zu Donald Trump?

Patrick: Ich stimme nicht mit ihm überrein. Aber ich wüsste nicht, ob ich Hillary besser gefunden hätte. Die ganze politische Situation ist sehr chaotisch und nicht gut. Sie brauchen dringend Reformen, in dem Sinne, dass es nicht sein kann, dass sie nur zwei Parteien haben. Es ist zwar traditionell, aber es passt nicht mehr in unsere Zeit. Jetzt zu Trump, ich sehe nicht ein, wieso er das alles gemacht hat, mit dem Entfernen vom Sozialismus, den Reichen das Leben zu vereinfachen, Steuern wegzubrechen oder Versicherungen aufzulösen. Ich finde, Amerika sollte sich ein Beispiel an Dänemark oder Deutschland nehmen, mit dem Sozialsystem. Zwar kann ich immer weiter machen, aber ich kann auch verstehen, warum die Amerikaner Trump gewählt haben. Sie haben sich im Stich gelassen gefühlt von Obama und weil Hillary ziemlich schwach war, haben sie einfach das kleinere Übel genommen. Ich hätte zwar nicht Trump gewählt, aber was wollen sie tun?

Aber diese Frage und die Situation sind schwer. Ich hoffe er wird nicht wieder gewählt und Joe Biden macht ein paar Sachen richtig, welche in der Vergangenheit falsch gemacht wurden.

SMS: Meine letzte Frage an dich, kannst du ein solches Auslandsjahr  weiterempfehlen?

Patrick: Wenn du weltoffen bist, was neues erleben willst, was dich komplett auf der falschen Seite erwischt, als du es erwartet hättest, wenn du alle Emotionen fühlen willst, die es auf der Welt gibt, wenn du komplett geschockt sein willst, davon wie Leute denken und leben, wenn du die beste Gastfreundschaft der Welt erleben willst und du eine zweite Familie haben willst, dann ist das Auslandsjahr genau das richtige für dich. Ich würde es jedem empfehlen!

Es ist eine sehr gute Erfahrung und du kennst die Welt dann bisschen besser. Auch nach dem Abi wenn man es während der Schulzeit nicht geschafft hat, es gibt immer die Möglichkeit dafür. Es ist wichtig, dass wir gegenseitig die Länder besuchen, um genau das zu verhindern was Trump und andere rechte Parteien auf der Welt machen.

SMS: Jetzt noch ein Highlight aus deiner Zeit in Amerika?

Patrick: Das ganze Auslandsjahr hatte „up’s and down’s“. Ein Highlight war auf jeden Fall unserer Urlaub auf Hawaii und die Footballspiele jeden Freitag!