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Wenn Gaming zum Beruf wird - Ein Interview mit Josef „faveN“ Baumann

Counter-Strike, Call of Duty, Valorant, Rainbow Six, FIFA.

Videospiele helfen uns unsere Zeit mit Freunden oder Fremden spaßvoll zu vertreiben. Doch wie wäre es seine Leidenschaft zum Beruf zu machen?

Josef Baumann, auch bekannt als „faveN“ in der Counter-Strike: Global Offensive Wettkampfsszene ist ein professioneller E-Sportler seit 2016 und spielt für das deutsche Team „Sprout“ seit dem 10. September 2018. Er hat sich freundlicher Weise bereit erklärt ein Interview für die Schülerzeitung zu geben.

SMS: Guten Tag faveN! Vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast.

Also, fangen wir mit der ersten Frage an, wie sieht dein Alltag als E-Sportler aus?

 

Mein Alltag ist nicht wirklich besonders, da unser Training immer um 13 Uhr mit der Theorie startet, stehe ich um 11 auf, mache mich für den Tag fertig (duschen, Zähne putzen, frühstücken, etc..) und dann spiele ich mich, mit der restlichen Zeit die ich vor dem Training noch habe, ein. Um 16-17 Uhr ist unsere Pause, dort esse ich dann meine richtige Mahlzeit. Danach spielen wir noch zwei Trainingsspiele und danach ist das Training auch schon vorbei. Danach gehe ich ins Fitnessstudio und trainiere dort 1-2h, wenn ich damit fertig bin probiere ich mich individuell noch zu verbessern und das kann dann auch mal bis 3 Uhr morgens gehen.

SMS: Wie kamst du zu deinem Beruf? Was halten deine Eltern, Freunde und andere Bekannte davon?

Durch meine Brüder habe ich schon früh angefangen Counter-Strike zu spielen, damals noch Counter-Strike 1.6. Ich hatte sehr viel Spaß dabei und habe nie aufgehört. Irgendwann kam dann Counter-Strike: Global Offensive raus und ich habe mich dann mit Freunden hochgespielt. Irgendwann erreichte ich dann den höchsten Rank, und merkte ich bin besser als alle anderen, und ab dem Zeitpunkt habe ich wirklich probiert Profi zu werden. Habe mich dann mit ein paar anderen Spielern für eine LAN [Local Area Network, ein lokales Turnier] in Bayern qualifiziert, wo auch deutsche Profis waren. Ich habe mich gut geschlagen und einer von den Profis hat mich dann weiterempfohlen und dann hat mich ein deutsches Profiteam getestet und ich habe sie überzeugt und wurde ins Team aufgenommen. Meine Eltern waren natürlich am Anfang skeptisch ob man damit genug Geld verdient zum überleben, ob es sicher ist, usw. Mittlerweile sind sie aber meine größten Supporter und helfen bei jeder Kleinigkeit. Meine Freunde finden es sehr cool und sind auch ganze Zeit am unterstützen und wollen nur das beste für mich. ?

SMS: Wie warst du damals in der Schule? Was war dein bestes und dein schlechtestes Schulfach?

Ich war relativ gut in der Schule, weiß zwar nicht mehr meinen genauen Schnitt, habe aber erfolgreich meinen Realschulabschluss gemacht und danach mein Fachabi. Zu den Fachabi Zeiten sind die Noten aber schlechter geworden, da zu dieser Zeit mein Leben sich zum eSport-Profi entwickelt hat. Habe mein Fachabi trotz alldem bestanden und bin sehr glücklich drüber, da ein Abschluss sehr wichtig ist. Mein bestes Fach war Englisch, da ich schon beim Spielen sehr oft Englisch reden musste. Mein schlechtestes Fach war Physik, weil es mir einfach nicht lag.

SMS: Gehen wir mal zum Spielen über, denkst du dass das Spielen manche deiner Fähigkeiten verbessert oder verschlechtert hat? Du meintest ja schon, dass sich dein Englisch durch das Spielen verbessert hat aber hast du irgendwelche körperlichen Fähigkeiten verbessert? Es wird ja gesagt, dass 3D Spiele die räumliche Vorstellungskraft verbessern, hast du selbst sowas erfahren?

Sehr gute Frage, habe mich nie wirklich damit befasst. Ich denke dass sich auch meine sozialen Fähigkeiten verbessert haben. Früher war ich eher zurückhaltend, jedoch habe ich mich sehr verbessert was das angeht und bin mir sehr sicher das dass spielen eine große Hauptrolle, da ich auch ständig in Kontakt mit anderen Menschen bin und auch öfter Interviews gebe und ich da einfach aus mich raus kommen muss.
Ansonsten denke ich auch, dass sich meine Reaktionen stark verbessert haben, was durch das ganze Training kam.

SMS: Denkst du dass jeder professioneller E-Sportler werden kann, oder braucht man von Natur aus schon etwas besonderes z.B. eine schnelle Reaktionszeit?

Ich finde, jeder kann es schaffen wenn man die nötige Motivation hat. Das wichtigste ist, genug Zeit investieren und kritikfähig sein. Natürlich hilft es einem, wenn man schon schnelle Reaktionen hat, jedoch kann man das alles auch mit harter Arbeit schaffen.

SMS: Kommen wir zum Gehalt, wie viel verdienst du ungefähr inkl. Sponsorships etc. ?

Ich will natürlich nichts direkt verraten, aber ich verdiene mehr als in den meisten Berufen, das Preisgeld was dann je nach Leistung kommt, bläht das ganze Gehalt noch mal auf.

SMS: Findest du man sollte E-Sport als "richtigen" Sport anerkennen und respektieren?

Ja, ich finde schon. In vielen Ländern ist es ja schon als richtiger Sport anerkannt, nur Deutschland hängt etwas hinterher. Falls es irgendwann in Deutschland als Sport anerkannt wird, würde es den Profis sehr helfen, alleine das Reisen schon.

SMS: So jetzt die letzte Frage:

Leute behaupten, dass Videospiele nicht erfolgreich machen können. Was sagst du dazu?

Ich finde, dass die Aussage keinen Sinn macht, da man mittlerweile sehr gut erkennen kann wie erfolgreich manche Leute durch Videospiele sind - sei es einfach ein normaler Streamer oder YouTuber, bis hin zu einem professionellen Spieler.

Früher wäre es was anderes, aber heutzutage ist es das komplette Gegenteil.

SMS: Ok, das war's dann wohl mit dem Interview, Ich danke dir erneut sehr für das Interview und wünsche euch noch viel Glück fürs nächste Spiel!

Vielen Dank und danke dir auch für das Interview! ?

faveN's Leben hat sich durch Videospiele stark verbessert, doch das muss nicht jedem passieren. 15,4% aller Kinder und Jugendlichen sollen „Videospielsüchtig“ sein, eine ernste Krankheit laut der World Health Organisation. Wir raten euch, bitte vorsichtig zu spielen! ;-)