Die Corona-Pandemie hat uns alle auf verschiedene Weisen beeinflusst. Besonders für Schüler*innen bedeutete dies eine große Umstellung, da der Unterricht in der Schule für uns zum Alltag gehört. Was als „verlängerte Osterferien“ anfing wurde schnell zu einem langwierigen Lockdown, was bedeutete, dass wir auch dem Unterricht nicht wie gewohnt nachgehen konnten. So mussten wir für knapp ein Jahr den Unterricht von Zuhause wahrnehmen, was uns vor einige Herausforderungen stellte. Jedoch hat jede*r Schüler*in andere Erfahrungen mit dem Distanzlernen gemacht, welche ich mit Hilfe einer Umfrage zusammengefasst habe. Knapp 30 Schüler*innen unserer Oberstufe haben hierbei teilgenommen, weshalb das Ergebnis natürlich nicht zu allgemein gesehen werden kann. Trotzdem ist so ein kleiner aber interessanter Einblick in den online Unterricht am HBG möglich.
Allgemein lässt sich feststellen, dass die Meinung zum Distanzlernen am HBG sehr zwiegespalten ist. So hat knapp die Hälfte der Befragten positiv und die andere Hälfte negativ auf die, für uns neue, Unterrichtsform reagiert.
Einige Schüler*innen gaben an, dass der Distanzunterricht ihre schulischen Leistungen stark verbesserte. Durch die eigene und freie Einteilung der zu bearbeitenden Aufgaben und die teils ruhige Atmosphäre Zuhause, wäre die Arbeitsteilung entspannter und man könne sich deutlich besser konzentrieren als im Unterricht in der Schule. Dass die Abgabe der Aufgaben stärker bewertet wurde als die mündliche Mitarbeit und die Klausuren allgemein wegfielen wurde ebenfalls als positiv wahrgenommen. Während dies in „einfachen“ Fächern keine Probleme darstellte, gaben andere Schüler*innen an, dass sie sich in Problemfächern im Distanzlernen noch mehr verschlechterten und vor allem nach dem Lockdown noch Schwierigkeiten hatten den Unterrichtsstoff wieder aufzuholen. Außerdem haben viele Schüler*innen mehr Schulstress während des Lockdowns erfahren, da das Verständnis der Aufgaben fehlte und sie so Angst hatten nicht mit dem Unterrichtsstoff hinterher zukommen. Auch Prokrastination ist beim Unterricht Zuhause zu einem großen Problem geworden. Während einige mit Leichtigkeit ihren Tag strukturieren konnten, hatten viele Schüler*innen Probleme ihre Aufgaben effizient zu bearbeiten und ihre Zeit gut einzuteilen.
„Ich habe deutlich mehr Stress erfahren, denn ich habe mich sehr schwer damit getan, meine ganzen Aufgaben und Pläne zu organisieren und zu strukturieren.“ meint ein*e Schüler*in.
Um uns Schüler*innen im Lernen zu unterstützen wurden durchschnittlich die Hälfte der Kurse online mit Videokonferenzen ersetzt. Obwohl diese Form des Unterrichts das allgemeine Strukturieren des Tages unterstützte wurde sie trotzdem von Schüler*innen als nicht besonders effektiv angesehen. Zum einen wurde die Umsetzung der Lehrer kritisiert, da ein großer Teil nicht mit dem Programm zurecht kam und dadurch auch keinen weiterbringenden Unterricht gewährleisten konnten. Beim Lernen über Videokonferenzen gab es außerdem viele Möglichkeiten den Unterricht zu umgehen, was das Lernen stark beeinträchtigte. Wenn die Hälfte des Kurses „zufällige Internetprobleme“ hat und bei jeder Meldung aus der Konferenz fliegt kann auch kein richtiger Unterrichtsfluss entstehen. Des Weiteren wurde durch das Lernen Zuhause viel Ablenkung geboten, weshalb es insgesamt schwierig war sich auf den Unterrichtstoff zu konzentrieren.
„Ich empfand den Videounterricht im Distanzlernen quasi durchweg als unnötig und langweilig. Er wiederholte oder besprach oft nur stumpfsinnig die über Moodle bereits aufgegebenen Materialien, anstatt diese zu vertiefen oder gar neue Konzepte beizubringen. Darüber hinaus war die technische Umsetzung des Digitalunterrichts ebenfalls oft mangelhaft, was dem eigentlichen Inhalt nicht zugute kam.“
Die Schule stellt uns jedoch nicht nur vor akademische Herausforderungen, sondern auch sozial kann es zu Schwierigkeiten kommen. Da wir in der Schule konstant mit so vielen anderen Schüler*innen und Lehrkräften konfrontiert werden ist auch der soziale Druck teilweise sehr hoch. Auf die Frage ob dies im Distanzlernen mehr oder weniger geworden ist meint ein*e Schüler*in:
„Definitiv weniger. In der Schule hat man einen höheren Druck perfekt zu sein und nichts falsches zu sagen.“
Auch der Rest der Befragten reagierte,was diesen Aspekt betrifft, sehr positiv auf das Distanzlernen. Den Kontakt mit Freunden zu halten fiel den meisten Schüler*innen ebenfalls nicht schwer.
Trotzdem entstanden zum Teil durch den Distanzunterricht psychische Belastungen, wie zum Beispiel generelle Überforderung mit der neuen Situation bis hin zu Depressionen und weiteren psychischen Krankheiten. Da wir unsere Zeit fast ausschließlich Zuhause verbracht haben kam es teilweise auch zu Spannungen innerhalb der Familie, was diese Situation noch schwieriger gestaltete.
Das Distanzlernen bietet zwar vor allem für stillere Schüler*innen einige Vorteile, jedoch ist trotzdem ein Großteil der Schülerschaft am HBG nicht gut mit dieser Form des Unterrichts klargekommen. Allgemein sind die Befragten also eher auf der Seite des Präsenzunterrichts, da durch soziale Kontakte und den direkte Austausch mit Lehrkräften der Lernerfolg deutlich steigt.
„Ich denke nicht, dass man das immer beeinflussen könnte, aber ich wäre sehr froh darüber, wenn wir nicht nochmal die Erfahrung mit dem Distanzlernen machen müssten.“